Nature Journaling

Zu allererst: Es gibt fürs Nature Journaling keine Regeln! Ein Journal kann so sein, wie Ihr es wollt, vom einfachen Listenführen über das Wetter über kunstvoll gestaltete Aquarellseiten: Anything goes!

Ich folge sehr gerne der Methode von John Muir Laws und empfehle sie auch allen meinen Kusteilnehmern, “Jack” ist ein US-amerikanischer Biologe und Nature Journal Lehrer, der nicht nur fachlich super, sondern auch ein grandioser Lehrer und unglaublich netter Mensch ist. Ich schätze seine Methode sehr, da sie vernetztes, ökologisches Denken fördert und vor allem einfach Spaß macht.

Jack arbeitet mit drei sogenannten “Prompts”, um sich einem Naturphänomen zu nähern:

  • Mir fällt auf… (Beobachtungen)

  • Ich frage mich… (Neugier, schüttet übrigens Glückshormone aus, juchhu!)

  • Es erinnert mich an… (Verknüpfungen schaffen und Kreativität anregen)

Man muss diese Prompts natürlich nicht akribisch abarbeiten, aber ich finde immer wieder, dass man ganz neu über einen Organismus nachdenken und ihn mehr in seiner Gesamtheit sehen kann, wenn man möglichst viel beobachtet und Fragen stellt.

Probiert es gerne mal aus!

Alles ist erlaubt!

Es gibt fürs Nature Journaling keine strengen Regeln, Ihr müsst nicht im strömenden Regen unter einem Schirm sitzen und Gänseblümchen zählen (es sei denn, Ihr habt da Bock drauf, dann auf jeden Fall mit voller Fahrt voraus!).

Wir alle haben volle Tage und viele Verpflichtungen, Nature Journaling soll da eigentlich entgegenwirken und einfach Freude bringen, entschleunigen und entspannen!

Journalt also gerne im Garten, auf dem Sofa, auf dem Balkon, in der Hängematte oder im Urlaub. Journalt so kurz oder lang wie Ihr mögt, fuchst Euch in ein Lieblingsthema rein (Zikaden-Nymphen oder Kleinspecht-Baumhöhlen) oder journalt einfach alles, was Euch unter die Finger kommt:

Eurer Journal ist für Euch da und Ihr bestimmt die Regeln!

Ich persönlich liebe es kleine Cartoons auf meine Seiten zu zeichnen, andere kleben gerne getrocknete Pflanzen oder Fotos ein, ein Nature Journal kann auch eine kreative Art sein sich mal komplett frei auszutoben!

Und nein, man muss das nicht auf Social Media posten, man muss es keinem zeigen, es kann auch einfach nur etwas sein, was man nur für sich macht und ist eine super Art der “self care”. .

FAQ

Eine Nature Journal-Seite kann auch zu Hause auf dem Sofa entstehen, diese Seite hier war ein Übungs-Workshop mit John Muir Laws und ich habe sie im Winter ganz bequem unter meiner Heizdecke auf dem iPad gezeichnet

  • Ganz klar nein! Es gehbeim Nature Journaling nicht um “Kunst” sondern vielmehr um die aktive Auseinandersetung mit der Natur, das Zeichnen ist hierfür ein Hilfsmittel, da wir beim Zeichnen lernen genauer hnzuschauen. Und noch eine gute Nachricht: Man wird durch viele “Stiftekilometer” auch immer besser im Zeichnen - und zwar ganz automatisch!

  • Die gute Nachricht: Es ist so zeitaufwändig, wie Ihr das wollt! Meine Mutter z.B. führt ein “Regen-Nature Journal”, sie notiert nach einem Regentag mit ihrem Regenmesser die Niederschlagsmenge, auch das ist Nature Journaling! Meine Schweizer Freundin hingegen liebt es liebevolle Aquarellzeichnungen zu ihrem Journal hinzuzufügen, weil sie das Zeichnen und Malen unglaublich entspannt. Es gibt also kein Richtig oder Falsch, Ihr könnt Euer Journal so gestalten, wie es für Euch passt!

  • Auch das ist kein Problem, Natur ist überall! Ich kenne Nature Journaler, die einfach jeden Tag den Himmel aus ihrem Küchenfenster malen oder Sachen aus dem Gemüsefach. Auch das Journalen mit Fotos ist ausdrücklich erwünscht, Ihr könnt Euch so auf virtuelle Entdeckungsreisen an entlegene Orte begeben, vielleicht reist Ihr mal in einen Nationalpark Eurer Wahl? Mit Google Earth und der 3D-Ansicht kann man auch von der Couch aus draußen unterwegs sein, journalt einfach, worauf Ihr gerade Lust habt!

  • Ganz klar nein! Bitte kauft am Anfang nicht so viel oder auch erstmal gar nichts, im schlimmsten Fall setzt es einen dann so unter Druck, dass man gar nicht anfängt. Es reicht zunächst ein Blatt Papier und ein Bleistift oder Kugelschreiber, versprochen! :)

  • Auch das ist gar kein Problem! Ich persönlich habe z.B. auch keine Verträge mit Zecken und bin heilfroh, dass wir außer den sehr scheuen Kreuzottern, die ja auch zudem noch sehr selten sind, keine Giftschlangen in Deutschland haben. Mein Rat: Fangt dort an, wo Ihr Euch sicher fühlt! Z.B. auf der Terrasse oder auch im Haus und journalt mal eine Zimmerpflanze, oder eine aufgeschnittene Tomate. Wenn Ihr gerne mehr draußen wärt, könnt Ihr das Ganze in “Babyschritten” immer mehr ausweiten.

  • Auch hier kann ich Euch beruhigen: Ganz klar nein! Aber: Seid nicht entsetzt, wenn sich beides mit der Zeit ganz automatisch von selbst einstellt, das ist ein wundervoller Nebeneffekt vom Journalen! Es kann evtl. auch passieren, dass auf einmal viele Nachschlagewerke und Bestimmungsbücher wie von Geisterhand im Bücherregal erscheinen, keine Ahnung wie das immer so passiert, die waren doch neulich noch nicht da?!

  • Wenn Ihr Interesse an einem “richtigen” Kurs habt, kommt gerne in meinen VHS-Kurs oder schreibt mich an, bei genügend Interesse stelle ich super gerne einen Kurs auf die Beine! Ich gebe Euch auch gerne Einzelunterricht, sprecht mich einfach an! Für alle Autodidakten empfehle ich sehr die “Nature Journal Connection” YouTube-Serie von John Muir Laws, hier erklärt er alle seine Prinzipien sehr klar und verständlich. Ansonsten: Einfach machen! Da es kein richtig und falsch gibt und es hier nicht um die große Kunst geht, empfehle ich einfach mal ins kalte Wasser zu springen und es auszuprobieren, ich schwöre hiermit hoch und heilig, dass es sich lohnt! :)

Materialvorschläge

Für alle Interessierten hier ein Überblick der Materialien, die ich persönlich benutze. Dies ist ganz ausdrücklich kein Muss! Es ist wichtig, dass man die Materialien findet, die man mag und mit denen man gut zurecht kommt. Das hier sind (momentan) meine Lieblingssachen, das kann sich natürlich auch wieder ändern! Also probiert bitte ganz viel aus, leiht Euch Sachen von Freunden und schaut, was bei Euch “klick” macht!

  • Skizzenbuch von Clairfontaine: Goldline. Ich benutze das quadratische 20 x 20 cm, weil mir das Format sehr zusagt, es gibt sie aber auch in allen möglichen anderen Varianten, die rechteckigen Versionen gibt es beim Ahrens, das quadratische bei Gerstaecker

  • Bleistift von Faber Castell, HB oder 2B

  • Knetradiergummi (hinterlässt im Vergleich zu herkömmlichen keine Krümel, gibt es auch bei Ahrens)

  • Füller von Lamy. Ich habe Füller früher immer gehasst, aber mittlerweile zeichne und schreibe ich nur noch mit Lamy-Füllern. Es gibt sie beim Ahrens, ich emfpehle auch einen Konverter zu kaufen, dann kann man seine Tinte selbst aufziehen. Ich benutze wasserfeste Sketchtinte von Rohrer und Klingner, erhältlich online hier bei Gerstaecker. Alternativ geht natürlich jeder wasserfester Fineliner (z.B. Micron)

  • Aquarellfarben von van Gogh, ich habe mir mittlerweile eine eigene Palette erstellt mit Farben die ich oft benutze, ich kaufe die Farben in Tuben, das ist längerfristig billiger (erhältlich online bei Gerstaecker

  • Aquarellpalette von Art Toolkit, die ist ganz flach und leicht und man kann sie mit einer Klammer einfach ins Skizzenbuch klammern, ich liebe sie! Kaufen kann man sie in Deutschland bei Easy Aquarell, sie ist etwas teurer, aber ich finde, die Anschaffung war jeden Cent Wert

  • Buntstifte von Faber Catstell (Polychromos), da ich oft zu ungeduldig für mehrere Schichten Aquarell bin (hust), schattiere ich mit Buntstiften. Aber auch zum Rahmen malen, schnellem Ausmalen o.ä. sind die Dinger super! Man kriegt sie in allen Farben bei Ahrens.

  • “I see no more than you, but I have trained myself to notice what I see.”

    —Sherlock Holmes